XIV Festival Habano, Februar 2012 - 28.02.12

28.02.2012

Während die grossen Festival-Gruppen in ihren Bussen nach Pinar del Rio und die Tabakfelder seiner Umgebung fuhren, überraschte uns Toni mit einer wunderbar organisierten exklusiven Tour in die Gegend von San Antonio de los Banos, ca. 1,5 Autostunden von Havana entfernt.

Der hübsche Ort Guira de melena
Zuerst besuchten wir die kleine, aber feine und fast unbekannte Manufaktur "José Manuel Segui" in Guira de melena (für Kenner: habe ein bisschen Werksspionage getrieben: Der Code für diese Manufaktur lautet z. Z. ABR). ABR stellt schwerpunktmässig Vitolas der Marken Fonseca, Juan Lopez und Sancho Panza her.

Die Entripperinnen
Die Mischungen werden zubereitet
eine Charge Siglos ist fertig
Ihr Direktor ist Armando Garmona, Chef über 214 Mitarbeiter, davon 78 Roller/innen. Die kleine Manufaktur bringt es immerhin auf 2,5 Mio Stück pro Jahr.

Direktor Armando Garmona
Untergebracht ist ABR in einer prachtvollen alten Holzhalle aus dem Jahr 1907, der man ihre Jahre kaum ansieht und nur die zeitlose Schönheit der damaligen Zweckarchitektur bewundert.

Die wunderschöne Hallenkonstruktion
Der Hombre im Glück, flankiert von Toni deDios, Christoph Puszkar und Roman Skoblo
Nach dem Manufakturbesuch der eigentliche Höhepunkt des Tages, ein privater Besuch in der staatlichen Tabakversuchsanstalt San Antonio de los Banos. Das Institut wurde 1985 gegründet und dient vorrangig der Optimierung der kubanischen Tabaproduktion, übernimmt aber auch externe Aufträge, wie z. B. Nikotinmessungen für die Zigarrettenindustrie. Wissenschaftliche Chefin ist Ana, die uns berreitwillig eine Einführung gibt und unsere nicht endenwollenden Fragen geduldig beanwortet.

Ino Mühlmann geht vor dem Institut in die Knie...
Ana ist die Wissenschaftliche Direktorin
Das Institut hat drei Hauptabteilungen, Genetik, Verbesserung industrieller Abläufe und Erforschung optimaler landwirtschaftlicher Bedingungen. Aus der Fülle der Informationen, sind für den Zigarrenraucher wohl folgende Feststellungen besonders interessant: Warum die Zigarren aus Kuba jenen einmaligen Schmelz und die besondere Sättigungsfähigkeit haben, die andern Zigarren fehlen, ist dem Institut zwar als Frage bekannt, eine Antwort darauf gibt es aber nicht. Nur soviel: Es liegt nicht ausschliesslich Bonden, sondern an der Gesamtheit der Produktionsbedingungen, also auch an den Sonnen- und Windverhältnissen, dem Mikroklima, der Mikrovegetation und der Erfahrung der hiesigen Tabakbauern.

Die Hauptaufgabe der Genetik-Abteilung ist die Züchtung neuer Sorten, wobei es aus Sicht des Instituts ein glücklicher Zufall (!) ist, wenn die auf Resistenzen optimierte neue Varietät auch geschmacklich einen Fortschritt darstellt. Unsere besorgte Frage, ob die weltweiten Bemühungen zur Deckelung etwa des Nikotingehalts der Tabake mit der Zeit den kräftigen kubanischen Negro-Tabak "kastriert", wird entschieden verneint. Das sei auch nie nur eine Frage des Nikotingehalts. Ein weiterer Fragenkreis betraf die Düngung. Nach wie vor wird schon aus Kostengründen versucht, möglichst "grün" zu düngen. Kunstdünger wäre zu teuer. Ins Fettnäpfchen getreten bin ich mit der Frage, was denn mit dem ominösen H2000 Tabak passiert sei, der uns um 2000 herum geschmacklich so unbefriedigende Zigarren bescherte. Die Befragte outete sich als Tochter von Emilio Espino. Ihr Vater ist Seniorspezialist für Neuentwicklungen der genetischen Abteilung des Instituts. Prompt verwiese mich seine Tochter an den Vater, der doch die Züchtung erfolgreich entwickelt und eingeführt habe. Die Frage solle ich mit ihm klären. Vielleicht sehe ich ihn ja noch beim Festival und komme mit einem blauen Auge davon.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen