Auf meiner Heimreise von Havanna über Kolumbien gibt es jetzt doch noch Anlass für einen Nachtrag.
Ich habe ja Gabriel Garcia Márquez damals vor ca. zehn Jahren bei einem Festival zusammen mit Fidel getroffen (ja, damals kamen noch hochrangige Schriftsteller und nicht nur Starlets wie heute - das entsprechende Photodokument hängt in meinem Raucherzimmer). Mit der diesjährigen Havanna-Reise rundet sich für mich somit das Márquez-Bild. Ich habe seinen Bolívar-Roman (Der General in seinem Labyrith) nachbereist, von den Anden, dann entlang dem Rio Magdalena bis nach Santa Marta.
Heute hat es mich in Márquez' Geburtsstadt Aracataca verschlagen, einen Brutofen zu Füssen der Sierra Nevada de Santa Marta. Aber hier wird "Hundert Jahre Einsamkeit" lebendig. Márquez hatte seine Geburtsstadt zum Vorbild für sein im Roman so genanntes "Macondo" genommen, einen Ort, den es tatsächlich in der Nähe auch realiter gibt. Habe einen halben Tag (bei Zigarren) den Ort auf mich wirken lassen und dabei sogar zufällig eine riesige und laute Beerdigung einer jungen Frau, die gestern gestorben war, miterlebt. Allein die Lautstärke des Wehklagens ihrer Angehörigen war bemerkenswert. Mir scheint, dass eben vieles, das im Roman so grell daherkommt, nur für uns Europäer so ist.
Leider hat offenbar die photographische Zusatzausrüstung meines mobilen Fernsprechapparates unter der Hitze gelitten, deshalb gibt es hier keine Bilder von den wundersamen Gebäuden, die allesamt im Roman vorkommen. Es gibt noch das Telegraphenamt, das Teatro Olympia, das Bordell bzw. die Tanzschule und das (allerdings schlecht) rekonstruierte Haus von Márquez. Ja, und es gibt sogar noch den (in meinen Augen) prächtigen Bahnhof, an dem seit dreissig Jahren keine Züge mehr halten. Die Bahnlinie wird nur noch für Kohlentransporte genutzt (in der Nähe von Santa Marta wird Kohle aus dem Meer gebaggert, ein komischer Anblick, wusste ich doch gar nicht, dass das geht). Jede halbe Stunde rattert ein Kohlenzug vorbei.
Eigentlich wollte ich zum Abschluss meiner Reise noch den nördlichsten Zipfel Südamerikas betreten, einen Ort, der seltsamerweise Nazareth heisst und auf der Halbinsel Guajira liegt. Aber hier hat mich jetzt doch noch die Gefahrenlage eingeholt. Alleinreisende können nicht dorthin, wo die ansässigen Wayúu automatisch die doppelte Staatsbürgerschaft von Kolumbien und Venezuela haben. Da muss ich halt in Riohacha Schluss machen.
So, das wär's für diesmal - jedenfalls für den heimischen blog.