Herzogs Zigarrenreise (Kolumbien - Cuba 2015) - 15

Auf meiner Heimreise von Havanna über Kolumbien gibt es jetzt doch noch Anlass für einen Nachtrag.

Ich habe ja Gabriel Garcia Márquez damals vor ca. zehn Jahren bei einem Festival zusammen mit Fidel getroffen (ja, damals kamen noch hochrangige Schriftsteller und nicht nur Starlets wie heute - das entsprechende Photodokument hängt in meinem Raucherzimmer). Mit der diesjährigen Havanna-Reise rundet sich für mich somit das Márquez-Bild. Ich habe seinen Bolívar-Roman (Der General in seinem Labyrith) nachbereist, von den Anden, dann entlang dem Rio Magdalena bis nach Santa Marta.

Heute hat es mich in Márquez' Geburtsstadt Aracataca verschlagen, einen Brutofen zu Füssen der Sierra Nevada de Santa Marta. Aber hier wird "Hundert Jahre Einsamkeit" lebendig. Márquez hatte seine Geburtsstadt zum Vorbild für sein im Roman so genanntes "Macondo" genommen, einen Ort, den es tatsächlich in der Nähe auch realiter gibt. Habe einen halben Tag (bei Zigarren) den Ort auf mich wirken lassen und dabei sogar zufällig eine riesige und laute Beerdigung einer jungen Frau, die gestern gestorben war, miterlebt. Allein die Lautstärke des Wehklagens ihrer Angehörigen war bemerkenswert. Mir scheint, dass eben vieles, das im Roman so grell daherkommt, nur für uns Europäer so ist.

Leider hat offenbar die photographische Zusatzausrüstung meines mobilen Fernsprechapparates unter der Hitze gelitten, deshalb gibt es hier keine Bilder von den wundersamen Gebäuden, die allesamt im Roman vorkommen. Es gibt noch das Telegraphenamt, das Teatro Olympia, das Bordell bzw. die Tanzschule und das (allerdings schlecht) rekonstruierte Haus von Márquez. Ja, und es gibt sogar noch den (in meinen Augen) prächtigen Bahnhof, an dem seit dreissig Jahren keine Züge mehr halten. Die Bahnlinie wird nur noch für Kohlentransporte genutzt (in der Nähe von Santa Marta wird Kohle aus dem Meer gebaggert, ein komischer Anblick, wusste ich doch gar nicht, dass das geht). Jede halbe Stunde rattert ein Kohlenzug vorbei.

Eigentlich wollte ich zum Abschluss meiner Reise noch den nördlichsten Zipfel Südamerikas betreten, einen Ort, der seltsamerweise Nazareth heisst und auf der Halbinsel Guajira liegt. Aber hier hat mich jetzt doch noch die Gefahrenlage eingeholt. Alleinreisende können nicht dorthin, wo die ansässigen Wayúu automatisch die doppelte Staatsbürgerschaft von Kolumbien und Venezuela haben. Da muss ich halt in Riohacha Schluss machen.

So, das wär's für diesmal - jedenfalls für den heimischen blog.

Herzogs Zigarrenreise (Kolumbien - Cuba 2015) - 14

Die Festivalwoche klang für mich mit einem gemütlichen Mittagessen bei Lilliam aus. Emilia, Jorge und das Deutsche Kleeblatt waren dabei.

Am Abend eine Einladung zu einem prächtigen Dinner mit dem Deutschen Botschafter und Gattin Charlotte. Seine Aktion mit den Buddy-Bären findet in Havanna spektakuläre Aufmerksamkeit. Auf dem taghell erleuchteten Sankt Franziskus-Platz stehen die Bären im Kries und repräsentieren die Nationen dieser Welt.




Und hier zwei Nationen im Einzelnen:


Deutschland und sein Botschafterpaar in Havanna.

Die Schweiz mit mir und Wilhelm Tell.

Herzogs Zigarrenreise (Kolumbien - Cuba 2015) - 13

Höhepunkt wie immer die grosse Abschlussgala. Sogar Naomi Campbell liess es sich nicht nehmen, uns zu besuchen. Angesichts der sie umringenden Papparazzi hatte ich leider keine Möglichkeit, mein auch sonst schon an den Grenzen seiner Leistungsfähigkeit arbeitendes Handy in gebührende shot-position zu bringen. Aber sei's drum. So furchtbar schön schien sie mir auch wieder nicht zu sein.

Mir fiel auf, dass diesmal deutlich mehr Songs in englisch präsentiert wurden als andere Jahre. Tribut an die Amerikaner?

Die Sonderzigarren, darunter die Montecristo Jubiläumszigarre, habe ich nicht geraucht, weil ich das in aller Ruhe dann in Deutschland tun will.

Die übliche Parade von Gedecken für die wohl an die anderthalbtausend Gäste.



Ich selbst wurde sehr ehrenvoll am Tisch mit dem Deutschen Botschafterpaar und Herrn Villiger platziert, der mit seiner Enkelin kam. Sie arbeitet neuerdings im Hause ihres Grossvaters.



Die subasta war diesmal zäh. Offenbar fehlte es an reicher Klientel. Immerhin brachte der Cohiba-Humidor eine Viertelmillion. Hier die Ergebnisse im Einzelnen.

Humidor H. Upmann (ohne Bild). € 85 000.-

Humidor Hoyo de Monterrey € 75 000.-
Humdor Romeo y Julieta € 70 000.-
Humidor Partagas € 85 000.-
(Für mich der klare Favorit, ein herrliches Stück nach alter Manier gefertigt)

Humidor Montecristo € 97 500.- 
(Dieser Humidor soll "Begehbarkeit" simulieren, man kann hinter das Absperrgitter treten. Einige Teilnehmer aber frotzelten, der Humidor sei eher geeignet, um z. B. jemanden hinter Schloss und Riegel an den Pranger zustellen.)

Humidor Cohiba € 250 000.- 
(Man beachte die backenzahnartige Linienführung. Es ist nicht bekannt, ob der Humidor an einen Zahnarzt gegangen ist).

Diesjähriger Hombre ( in meiner Kategorie) wurde der zypriotische Händler Georg Fereas.

Herzogs Zigarrenreise (Kolumbien - Cuba 2015) - 12

Unsere Zigarrenfreunde aus Innsbruck in bester Zigarrenlaune nach dem Mittagessen im El Ahjibe. Kommentar des "dreiblättrigen Kleeblatts" um Peter Gaudenzi: So muess a Hendl schmecken!


Aus Berlin kommt das "vierblättrige Kleeblatt" um KD. Hier im Glück bei der Villiger-Cena.


Und hier beim Mittagsplausch mit Emilia Tamayo und Jorge im Paladar "Cocina de Lilliam".

Herzogs Zigarrenreise (Kolumbien - Cuba 2015) - 11

Die Messe wurde dieses Jahr, so schien mir, besser besucht als sonst. Interessanterweise waren diesmal besonders viele Händler mit Antiquitäten und Zigarren-Devotionalien vertreten. Ausverkauf, bevor die Amerikaner kommen?


Hübsch drapierter Flohmarkt.




Der Habanos Stand wie gewohnt sehr prominent.
Einige Neuigkeiten wurden schwer mit Glas gesichert gezeigt:


Die Montecristo Jubiläumszigarre
Romeo y Julieta Wide Churchill Reserva
Montecristo Churchill Anejado
Der Gloria-Humidor

Herzogs Zigarrenreise (Kolumbien - Cuba 2015) - 10

Herr Villiger lud am Donnerstagabend zum Deutschland-Österreich-Schweiz-Dinner ein, in ein umwerfend schönes Klostergebäude, das offenbar heute ein Kulturzentrum ist. Anwesend war viel diplomatische Prominenz, die Botschafterin der Schweiz, die Botschafterin Österreichs, der Deutsche Botschafter in Havana und die Botschafterin Deutschlands in der Dominikanischen Republik.

Das Kinderhilfswerk "Camaquito", über das auch unsere Spendengelder fliessen, hat Tanzgruppen von Kindern und Jugendlichen mitgebracht, die unseren Abend mit besinnlichen und spektakulären Einlagen auflockerten.





Herzogs Zigarrenreise (Kolumbien - Cuba 2015) - 9

Am Abend des 26. Februar 2015

Die Feier zum 25. Jubiläum der Casas del Habano. Würdevoll im Staatsgästehaus von El Laguito mit guter Musik und viel Unterhaltung, darunter mexikanische Volksweisen, weil die erste Casa weltweit diejenige von Cancún ist.

Was es zum Eingang gab, habe ich auf dem Tisch drapiert. Zwei Gloria Cubana im Schächtelchen bitte nicht zu übersehen.




Herzogs Zigarrenreise (Kolumbien - Cuba 2015) - 8

25. Februar 2015

Natürlich gehört mein erster Besuch Emilia Tamayo und ihrem ehemaligen Cohiba-Reich.



In El Laguito angekommen. Der Mann mit dem gestreiften Shirt ist allen Hafen-Besuchern bekannt: Eduardito Diaz, Chef der Qualitätskontrolle.

Wie immer ist Emilia bei den Rollerinnen sofort wieder die Chefin. "Ihre" Leute rollen wunderschöne Zigarren, hier die Cohiba Robusto.






El Laguito wird renoviert, die oberen Stockwerke sind innen im Rohbau fertig. Neu ist auch der Verbindungsgang zwischen den Hauptgebäuden und dass professionell eingerichtete Tasting- Zimmer.





Chef vom Ganzen ist der uns vom Hafenfest ebenfalls wohlbekannte José Enrique.



Herzogs Zigarrenreise (Kolumbien - Cuba 2015) - 7

24. Ferbruar 2015

Mit einigen Turbulenzen in Havanna angekommen. Erst war das Flugzeug in Bogotá kaputt und in Havanna behauptete der Zoll, ich hätte eine hydraulische Pumpe im Gepäck. Das liess sich zwar falsifizieren, kostete mich aber eine Stunde zusätzlichen Flughafenaufenthalts.
Am Abend dann der liebenswürdige Empfang von Peter und Charlotte Scholz in ihrer deutschen Botschafterresidenz. Der Botschafter konnte auch mit einer Neuigkeit im cubanisch-amerikanischen Verhältnis aufwarten: Am gleichen Tag hat das oberste Gericht der USA die Markenrechte an Cohiba endgültig Kuba zu- und General Cigars abgesprochen. Nimmt mich wunder, wie lange es jetzt noch dominikanische Cohibas geben wird.

Herzogs Zigarrenreise (Kolumbien - Cuba 2015) - 6

22. Februar 2015

Liebhaber der Marke Bolívar und ihres Namensgebers haben längst gemerkt, dass ich die letzte Reise unseres Helden nacherlebe. Und zwar etwa so, wie sie Marquez in seinem erwähnten Roman nachgedichtet hat. Ich bin am Sterbeort Simon Bolívars angekommen, in Santa Marta. Zunächst eine architektonische Trouvaille: Das ehemalige Zollhaus in Santa Marta ist das schönste Beispiel für koloniale Architektur, das ich bisher gesehen habe.



In Santa Marta hatte der Zuckerfabrikant De Mier eine riesige Hazienda. Er war glühender Bewunderer und Freund Bolívars.



Heute ist die Hazienda Bolívar-Museum und so etwas wie das Nationalheiligtum Kolumbiens. In diesem Bett ist Bolívar gestorben.



Und sogar Stuhl und Koffer seines Arztes sind bis heute erhalten und stehen neben dem Sterbebett.
 


Übrigens gibt es in der Hazienda selbstverständlich ein Raucherzimmer.

Die Verehrung der Kolumbianer für ihren Helden drückt sich auch in der Vielzahl und Grösser der dem Libertador gewidmeten Denkmale.




Hier in Santa Marta gibt es wie in Cartagena viele Zigarrenverkäufer, die Havannas in allen Formen und Farben verkaufen. Für durchschnittlich eineinhalb Euro. Schnäppchenjäger sollten sich allerdings die Dinger vorher genau ansehen, bevor sie sich im Havanna-Glück wähnen. Für mich jedenfalls geht es jetzt weiter ins Land, wo die echten Havannas herkommen.

Herzogs Zigarrenreise (Kolumbien - Cuba 2015) - 5

19. Februar 2015

Auch die Tage in Cartagena de Indias stehen im Zeichen von Bolívar, sowohl zigarrensisch wie historisch. Ich begreife endlich, warum Habanos S. A. in seiner offiziellen Klassifikation die Marke Bolívar zu den stärksten seiner Zigarren zählt. Bolívar war halt ein sehr starker Libertador in Südamerika.




Interessanterweise steht das Standbild unseres (Marken)helden auf dem Platz vor dem Inquisitionspalast mit dem grossartigen barocken Tor.



Auf der Seite des Sitzes der Inquisition befindet sich ein aus heutiger Sicht geradezu antichristliches Symbol. Durch dieses Fensterchen mit dem Kreuz darüber sollten die Denunzianten Cartagenas ihre Opfer nennen.



Im heute mit schwarzen Tüchern wegen Renovationsarbeiten teilweise verhängten ehemaligen Gouverneurspalast nächtigte auch Bolívar.



Cartagena besitzt ein wundervolles dreirangiges (diese Info besonders für Max Maldacker) Opernhaus. Der Innenraum gilt als einer der schönsten Südamerikas.



Und weil's so schön ist auch grad noch das Nachbarsgebäude, das ehemalige Convento de la Merced. Heute eine Privatuniversität.